Karlsbad / Karlovy Vary
Die Entstehung und die Entwicklung von Karlsbad waren stets unzertrennlich mit den wohltuenden Heilwirkungen seiner warmen Mineralquellen verbunden. Sie kennzeichneten die Geschichte, Architektur, die Wirtschaft und den gesamten Geist der Stadt. Diese Mineralquellen faszinierten den Menschen und regten ihre Fantasie bereits seit Menschengedenken an. In das Reich der Fantasie müssen wir die populäre Legende verweisen, der zufolge die Karlsbader Quellen zur Mitte des 14. Jahrhunderts durch den König von Böhmen und den Römischen Kaiser Karl IV. bei einer Hirschjagd entdeckt worden seien. Die Gründung des kleinen Kurortes am Zusammenfluss der Flüsse Eger und Tepl während der Herrschaftszeit von Karl IV. war sicherlich keine derart zufällige und romantische Tat, wie uns die alte Legende glauben machen möchte, sondern ein fast gesetzmäßiges Entwicklungsresultat für den bereits lange Zeit bekannten Ort mit Heiltradition.
Das genaue Datum der Stadtgründung ist nicht bekannt. Die Entstehung der beständigen Besiedlung beim Sprudel ist in die Zeit gegen 1349 zu datieren.
Die Spuren der Menschen in der näheren Umgebung von Karlsbad sind jedoch weitaus älteren Datums. Die archäologischen Forschungen wiesen auf dem Gebiet der heutigen Stadt mehrere Besiedlungsstandorte aus der Urzeit nach.
Aus jüngerer Zeit belegt ist, z.B. die Burgstätte von Drahovice, wo Menschen in der späten Bronzezeit lebten. Slawische Siedlungen wurden in der Nähe von Karlsbad z. B. in Tasovice und in Sedlec nachgewiesen. In der näheren Umgebung der späteren Stadt Karlsbad lebten die Menschen nachweislich bereits im 13. Jahrhundert. Wir gehen davon aus, dass bereits damals die Heilwirkungen der Karlsbader Thermalquellen bekannt waren und dass sie zu Heilzwecken eingesetzt wurden.
Die schriftlich erfasste Geschichte der Sprudelstadt beginnt am 14. August 1370, als Karl IV. dem bereits existierenden Siedlungsflecken die Freiheiten und Rechte erteilte, die zu jener Zeit auch die nahe gelegene Königsstadt Ellbogen (Loket) genoss.
Von der privilegierten Stellung von Karlsbad als Kurort zeugen auch die zahlreichen, dieser Stadt erteilten Privilegien, die fortlaufend von den Herrschern von Böhmen bis zum Jahre 1858 bestätigt wurden.
Die Karlsbader Heilmethoden bestanden vom Mittelalter bis zur Wende des 16. Jahrhunderts überwiegend aus Bädern.
Die Trinkkur beim Sprudel konnte sich erst auf Anregung des Arztes Václav Payer in bedeutsamer Weise durchsetzen, der im Jahre 1522 in Leipzig das erste Fachbuch über die Karlsbader Heilmethode herausgab. In diesem Buch empfahl er neben den Bädern, das Sprudelwasser auch zu trinken. Weitere eifrige Verfechter der Trinkkur waren in Karlsbad nach 1600 die hier ansässigen Ärzte Michael Reudenius und Johann Stephan Strobelberger.Im 17. Jahrhundert begann die Trinkkur gegenüber den Bädern Überhand zu gewinnen und wurde ins Extreme getrieben, wo gegen 1750 in einigen Fällen täglich 50 bis 70 Kurbecher ausgetrunken worden sind
Die Prosperität und die bauliche Entwicklung des Kurortes wurde Ende des 16. und Beginn des 17. Jahrhunderts unglücklicherweise von zwei Naturkatastrophen beeinträchtigt. Am 9. Mai 1582 wurde Karlsbad von einer großen Hochwasserkatastrophe heimgesucht. Am 13. August 1604 wurde die Stadt durch einen Brand vollkommen vernichtet, bei dem von 102 Häusern 99 Bauwerke völlig nieder brannten.
Auch Karlsbad war, obwohl es als Kurort eine privilegierte Stellung innehatte, nicht vor den Leiden des Dreißigjährigen Kriegs gefeit. Im Verlaufe dieses Krieges war die Stadt mehrere Male den Plünderungen der Heere, Bränden, Krankheiten und Hungersnöten ausgesetzt. Die unruhigen Zeiten und die ungünstigen wirtschaftlichen Folgen der Kriegsjahre schlugen sich insbesondere in einem empfindlichen Rückgang der Kurortbesucheranzahl und damit auch im gesamten wirtschaftlichen Wachstum der Stadt nieder
Das führte dazu, dass die Karlsbader neben dem Kurortwesen auch andere Erwerbsquellen suchen mussten. So kam es im 17. Jahrhundert Schritt für Schritt zur Entwicklung der typischen Karlsbader der Gewerke - Zinngießerei, Waffen-, Nadelherstellung und Messerschmiederei. Zu einer bedeutsameren Belebung des Lebens im Kurort kam es erst zum Ende des 17. Jahrhunderts durch den Zustrom reicher adliger Besucher aus dem Kreise des sächsischen und später auch russischen und polnischen Herrscherhofes. Ein großer Beitrag für Karlsbad waren die zwei Kurortaufenthalte des russischen Zaren Peter des Großen in den Jahren 1711 und 1712
Bis zur Wende des 17. Jahrhunderts konnte Karlsbad ein in sich geschlossenes gotisches Aussehen mit Stadttoren und einer engen Bebauung um den Sprudel herum aufrechterhalten. Die Dominante der Kleinstadt war der gotische Turm der einstigen kleinen Jagdburg von Karl IV. auf dem Felsen oberhalb des Marktplatzes. Unterhalb wurde im Jahre 1520 das Rathaus errichtet, daneben befand sich die Städtische Apotheke und gegenüber das Spital des Heiligen Geistes aus dem Jahre 1531. Am rechten Ufer der Tepl oberhalb des Sprudels befand sich die spätgotische hölzerne Kirche der Maria Magdalena, die zum ersten Mal im Jahre 1485 erwähnt wurde. Gegen 1500 wurde am Fuße des Gipfels Zu den drei Kreuzen die kleine Kirche des Heiligen Andreas geweiht. Die Häuser waren zumeist aus Holz und waren mit Schindeldächern bedeckt.
Das 18. Jahrhundert brachte der Sprudelstadt lange Jahrzehnte der Blüte und des Ruhms. Im Jahre 1707 bestätigte Kaiser Joseph I. der Stadt Karlsbad alle Privilegien, wobei er die Stadt ausdrücklich als freie Königsstadt bezeichnete. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde Karlsbad die besondere Gunst der Habsburger, insbesondere der Kaiserin Maria Theresia zuteil. Die loyalen Beziehungen der Stadt zum Wiener Hof schlugen sich positiv in den finanziellen Bezuschussungen für die bauliche Entwicklung der Stadt und in der Perfektionierung der Stadtverwaltung nieder. Der Stadtrat gab im Jahre 1719 besondere Städtische Gesetze heraus, durch die bis ins Detail das gesamte Leben des Kurortes geregelt wurde. Im Jahre 1739 wurde die neue Stadtordnung "Instructio politica" verabschiedet. Im Zusammenhang mit der Entwicklung des Kurwesens wurde eine ganze Reihe von Gesellschafts- und Kurbauten errichtet, so z. B. im Jahre 1701 der Sächsische Saal, im Jahre 1728 der Böhmische Saal. An der Stelle dieser Säle ist später das Grandhotel Pupp entstanden. Im Jahre 1711 wurde an der Stelle der heutigen Mühlquelle das Mühlbad erbaut, wobei es sich um das erste öffentliche Kurhaus in Karlsbad handelte. Die Stadt wurde Anfang des 18. Jahrhunderts immer größer, es kam zur Bebauung der Alten Wiese, die somit zum Zentrum des gesellschaftlichen Lebens der Kurgäste wurde. Im Jahre 1717 hatte der Kurort bereits seine erste private Theaterszene. In den Jahren 1732 bis 1736 wurde an der Stelle der ursprünglichen gotischen Kirche nach den Plänen des Architekten Kilian Ignatz Dienzenhofer der neue Barockdom der heiligen Maria Magdalena errichtet.
Die viel versprechende Entwicklung des Kurortes in der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurde am 23. Mai 1759 durch einen katastrophalen Brand unterbrochen, der 224 Häuser zerstörte. Die Folgen dieses Brandes wurden jedoch in relativ kurzer Zeit überwunden. Die nachfolgende Neuerrichtung der Stadt nach dem Brand wurde planmäßig und großzügig vorgenommen. An Stelle der ursprünglichen Holzbauten wurden Steinhäuser mit mehreren Geschossen, mit reich verzierten Stuckfassaden, überdacht mit Preisendächern errichtet, die sehr repräsentativ waren.
Das ursprüngliche Stadttor, das dem weiteren Wachstum der Stadt im Wege stand, wurde nicht wieder erbaut. In die wiedererrichtete und ansehnliche Stadt kamen immer mehr Kurgäste. Mit ansteigender Besucherzahl wurde auch das Karlsbader Bürgertum reicher und konnte mit immer kostenintensiveren Baumaßnahmen das Antlitz der Stadt verbessern. Die Finanzierung dieser Baumaßnahmen wurde auch durch den Erlös aus der Kurtaxe abgesichert, die im Jahre 1795 eingeführt wurde. Im Jahre 1762 wurde das Mühlkurhaus modernisiert. Im Jahre 1777 wurde der moderne Sprudelsaal errichtet, der eine Widerspieglung für die Anwendung der Heilmethoden von Dr. David Becher war, die das Trinken des Wassers direkt an der Quelle hervorhoben. Ab 1764 wurde in Karlsbad, ebenfalls auf Anregung von Dr. Becher, Sprudelsalz hergestellt und exportiert. Mit dem Geld, das durch den Verkauf dieses Produkts erzielt wurde, wurde teilweise auch der Bau der neuen Theaterszene im Jahre 1788 finanziert. Im Jahre 1791 wurde der beliebte Ausflugsort der Kurgäste Posthof errichtet, der später durch die Konzerte des Orchesters von Josef Labitzky und zahlreicher bekannter Musikanten berühmt wurde. Die ein Jahr später errichtete Holzkolonnade Neue Quelle war der erste Bau seiner Art in Karlsbad. Sie gewährt den Kurgästen die Möglichkeit, sich an den Quellen auch bei ungünstigem Wetter aufzuhalten. Im Jahre 1811 wurde die Kolonnade durch den Dresdner Bauherrn Giessel umgebaut. Zum am häufigsten besuchten gesellschaftlichen Zentrum des Adels Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Böhmische Saal, der im Jahre 1775 vom Konditor Johann Georg Pupp aufgekauft wurde und der damit den Grundstein für die Entwicklung des größten Karlsbader Restaurant- und Hotelbetriebs - Grandhotel Pupp - legte. Der Anstieg der Besucherzahlen im Kurort führte auch zur Anschaffung von Gästelisten. Sie wurden Kurlisten genannt. Die ersten erhaltenen Kurlisten stammen von der Wende des 17. Jahrhunderts. Bis zum Jahre 1794 wurden sie per Hand geschrieben, ab dem Jahre 1795 begann man, die Kurlisten im hiesigen Verlag Franieck als Drucksache herauszugeben

Zu einem wichtigen Moment der Karlsbader Geschichte wurde das Jahr 1844, als man begann, Sprudelwasser in großen Mengen zu exportieren. Um die Durchsetzung des Exports dieses Sprudelwassers außerhalb von Karlsbad machten sich der Chemiker Adolf Martin Pleischl und der Arzt des Kurortes Eduard Hlawaczek verdient. Der Versand von Mineralwasser und Sprudelprodukten war für die Stadt eine ergiebige Einkommensquelle.

Nach 1860 begann sich in dem bis zu jener Zeit rein deutschen Karlsbad eine kleine Kommunität von Tschechen herauszubilden, die in Karlsbad Arbeit fanden und sich hier beständig niederließen. Zum Repräsentanten der tschechischen Minderheit in Karlsbad wurde der Verband Slawisches Gespräch - Slovanská beseda - der im Jahre 1881 gegründet wurde
Das Letzte Drittel des 19. Jahrhunderts war für Karlsbad eine Zeit von weitläufigen Bauarbeiten und der Errichtung von modernen Kurhausobjekten. Diese Baumaßnahmen verliehen der Stadt ihr heutiges architektonisches Aussehen, das das bedeutsame Siegel des Historismus und Jugendstils trägt. Es entstand somit eigentlich das bereits vierte Karlsbad, dessen Schönheit wir bis heute bewundern können. Die erste Gotik- und Renaissance-Stadt wurde durch den Brand im Jahre 1604 vernichtet. Das barocke Karlsbad fiel dem Brand von 1759 zum Opfer. Die veralteten und kleinstädtisch wirkenden Rokoko-, Klassizismus-, Empire- und Biedermeierschen Häuser wurden im Rahmen des imposanten Umbaus der Stadt in den Jahren 1870 bis 1900 Schritt für Schritt niedergerissen. An ihrer Stelle entstanden moderne und komfortabel ausgestattete Neubauten mit städtischem Aussehen, die pompös die Bedeutung der Stadt nach außen trugen, die inzwischen zum berühmtesten Kurort in Europa geworden war. Es wurden die dominanten Kurortbauwerke des Militärischen Kurhauses I. (1855), der Sprudelkolonnade (1879), der Mühlkolonnade (1871 - 1881), der Marktkolonnade (1883), des Kurhauses III. (1866) und das erhabene Objekt des Kaiserbades (1895), des Weiteren dann das neue Städtische Theater (1886), die anglikanische Kirche (1877), die Synagoge (1877) und die russisch orthodoxe Kirche (1897) errichtet. Am baulichen Aussehen des Kurortes hatte die Wiener Architektur einen ausschlaggebenden Einfluss, die in Karlsbad durch das Bauherrenpaar Ferdinand Fellner und Hermann Helmer verkörpert wurde. Diese beiden Architekten projektierten für Karlsbad an die 20 bedeutsame Bauwerke. Die umfangreiche Bautätigkeit gipfelte vor dem Ersten Weltkrieg mit der Errichtung des internationalen Hotels Imperial (1912).
Eine grundlegende Bedeutung für die weitere Entwicklung der Stadt hatte deren Anschluss an das europäische Eisenbahnnetz im Jahre 1870, als der Betrieb auf der Strecke Karlsbad - Eger aufgenommen wurde. Ein Jahr später fuhr der Zug auf der Strecke Prag - Karlsbad. Gegen 1900 wurde das regionale Eisenbahnnetz um lokale Strecken aus Karlsbad nach Marienbad (1898), Johanngeorgenstadt (1899) und Merlín (1902) ausgebaut. Die Eisenbahnverbindung bedeutete eine beträchtliche Belebung des wirtschaftlichen Lebens und einen unerhörten Anstieg der Besucherzahlen. Die Besucherquote begann nach 1860 äußerst rapide auch durch den Einfluss der erfolgreichen Heilung der Zuckerkrankheit in Karlsbad anzusteigen. Die Prosperität des Kurortes zum Ende des vergangenen Jahrhunderts war derart beträchtlich, dass sich für diese Periode die Bezeichnung Goldenes Zeitalter von Karlsbad eingebürgert hat. Das einzige, mit Schatten überlagerte Datum dieser berühmten Ära war der 24. November 1890, als das Zentrum von Karlsbad durch eine Hochwasserkatastrophe sehr schwer heimgesucht und beschädigt wurde
Der Erste Weltkrieg bedeutete einen Schlussstrich unter der ansteigenden Kurve des Entwicklungsprozess der Sprudelstadt, er war das Ende der so genannten guten alten Zeiten, die mit dem Geiste der Österreichisch-ungarischen Monarchie verbunden waren. Der Krieg unterbrach den Zustrom von Kurgästen und lähmte somit auf ernsthafte Art und Weise das gesamte Leben von Karlsbad. Auf den europäischen Schlachtfeldern sind 515 Karlsbader Männer ums Leben gekommen. Die verschlechterte Versorgung bedeutete auch für den privilegierten Kurort Not und Hunger. Für Kriegszwecke wurden die Glocken von den Kirchen abgenommen, die Hunde wurden konfisziert, die zum Ziehen von Lasten geeignet waren und einen Bezugsscheinsystem für Lebensmittel, Seife und Tabakwaren wurde eingeführt. Es kam auch zu sozialen Unruhen, so fand z. B. vom 17. bis zum 18. Juli 1918 beim Sprudel eine Hungerdemonstration von Frauen statt. Nach dem Ersten Weltkrieg wurde das Karlsbader Kurortleben zwar schnell wieder aufgenommen, doch die Stadt konnte bei Weitem nicht mehr die Besucherzahlen wie vor dem Ersten Weltkrieg erreichen. Der Krieg war ein tragischer Meilenstein, der das Leben Europas änderte. Der Untergang von Österreich/Ungarn beeinträchtigte die Prosperität aller Kurorte auf dem ehemaligen Hoheitsgebiet dieser Monarchie, d. h. also auch in Karlsbad. Nach der Entstehung der Tschechoslowakischen Republik im Jahre 1918 trat im Grenzgebiet eine schwierige Situation ein. Die hier über Jahrhunderte lebenden Deutschen versuchten in der Bemühung, ihre althergebrachten nationalen, wirtschaftlichen und politischen Positionen zu verteidigen, in Rahmen der Tschechoslowakischen Republik, aus dem Grenzgebiet die autonome Provinz Deutsch - Böhmen mit vollem Selbstbestimmungsrecht des Deutschen Ethnikums zu bilden. Dieser Versuch wurde auch in Karlsbad durch die Intervention der tschechoslowakischen Armee und der Polizei zunichte gemacht. Vom 4. bis zum 5. März 1919 fanden in Karlsbad große Demonstrationen deutscher Einwohner für die Erzielung des Selbstbestimmungsrechts statt. Dabei kam es zu Zusammenstößen der Demonstranten mit tschechischen Soldaten. Die tragische Bilanz dieser Konflikte waren sechs tote Deutsche. Der schicksalhafte Karlsbader März des Jahres 1919 kündigte auf unrühmliche Art und Weise die folgenden 20 Jahre an, die im Grenzgebiet von Nationalitätenkonflikten zwischen Tschechen und Deutschen gekennzeichnet waren. Es darf nicht verschwiegen werden, dass die Widersprüche im Interesse von politischen Ambitionen mitunter künstlich aus nationalistischen Kreisen beider Seiten geschürt worden sind. Die deutsche Nationalbewegung gipfelte im Jahre 1935 durch die Gründung der Sudetendeutschen Partei, deren Vorreiter in Karlsbad Konrad Henlein und Karl Hermann Frank waren.
Auch um Karlsbad machte die in den dreißiger Jahren schleichende Wirtschaftskrise keinen Bogen, die ganz Europa in Atem hielt. Zu jener Zeit ist die Verschuldung der hiesigen Besitzer von Hotels und Pensionen unerhört angewachsen. Für viele mittelständische Unternehmer und Geschäftsleute hatte die Krise drastische Folgen in der Form von Bankrott. Allein im Jahre 1936 wurden in Karlsbad über 1000 gerichtliche Vollstreckungen vorgenommen. Die Stadt musste sich im Interesse ihres Überlebens beim Staat hoch verschulden. Trotz der belastenden wirtschaftlichen Depression wurden in Karlsbad zwischen den beiden Weltkriegen mehrere kostenintensive Bauwerke errichtet. Von ihnen hat die Talsperre am Fluss Tepl die größte Bedeutung (1936), die die Gefahr von großen Überschwemmungen für immer von der Stadt abwendete.
Der II. Weltkrieg stürzte den Kurort nach der anfänglichen Euphorie der deutschen Einwohner in ungeahnte wirtschaftliche Probleme. Der Betrieb des Kurortes erfuhr infolge des Krieges zahlreiche Beschränkungen. Bereits im Jahre 1940 traten die ersten ernsthaften Probleme mit der Lebensmittelversorgung ein. Es kamen immer weniger Kursgäste und viele Kurhäuser wurden in Militärlazaretts umgewandelt. Im Oktober 1938, nach dem Besuch des Reichsführers Adolf Hitler, wurde Karlsbad von der deutschen Wehrmacht besetzt und als Teil des so genannten Sudetengaus dem Dritten Reich angeschlossen. Kurz davor hatten die letzten Tschechen die Stadt verlassen, die durchweg staatliche Angestellte waren. Am 12. September 1944 und am 17. und 19. April 1945 war Karlsbad das Ziel mehrerer Bombenangriffe der Alliierten, die den Oberen und Unteren Bahnhof schwer beschädigten. Viele Schäden verzeichneten auch die Vorstadt Fischern und der nördliche Stadtrand des Kurortes. Bei den Luftangriffen sind mehrere Hundert Menschen ums Leben gekommen.
Am 6. Mai 1945 wurde in Karlsbad der Tschechische Revolutionäre Nationalausschuss konstituiert, der zwei Tage später konfliktlos unter der Assistenz der amerikanischen Army die Verwaltung der Stadt übernahm. Die Rote Armee kam am 11. Mai 1945 nach Karlsbad.
Die Jahre 1945 - 1946 brachten den deutschen Einwohnern von Karlsbad auf Grund des Potsdamer Abkommens die Abschiebung, d. h. die Vertreibung aus ihren Häusern mit sich. Im Rahmen der Vertreibung der Deutschen fand der schwierige Prozess der Besiedlung des Grenzgebiets mit tschechischer Bevölkerung statt. Die Tschechen fanden hier nach und nach ihr neues Zuhause. Im Zusammenhang mit der Vertreibung der Deutschen und mit der Einführung des kommunistischen Regimes nach 1948 kam es in den fünfziger und sechziger Jahren in der Umgebung von Karlsbad, insbesondere in den Berggebieten des Erzgebirges, im Doupov-Gebirge und im Slavkov-Wald zur Zerstörung und zum Untergang zahlreicher Dörfer und Denkmäler. Ebenfalls in der Kurstadt an und für sich kam es zu zahlreichen und undurchdachten Zerstörungen des Wohnungsfonds.
Die Kurortpflege wurde in Karlsbad nach 1948 zentralisiert und verstaatlicht. Die Mineralheilquellen und die Kurortanlagen wurden zu volkseigenen Betrieben. In Karlsbad begann man, die komplexe Ganzjahreskurortheilung einzuführen. Die heutige Heilmethode von Karlsbad, die auf Grund jahrhundertealter praktischer Erfahrungen und der aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisse auf dem Gebiet der Balneologie ausgearbeitet worden ist, erreicht hervorragende Ergebnisse. Die neuzeitliche Theorie und Praxis der Kurortheilung wurde bedeutsam von den Arbeiten des Forschungsinstituts für Balneologie bereichert, das fast 40 Jahre in Karlsbad tätig war
Die bauliche Entwicklung von Karlsbad in der Zeit der so genannten Errichtung des Sozialismus (1948 - 1989) äußerte sich insbesondere durch massiven Wohnungsbau.Die historische Bausubstanz von Karlsbad wurde leider über ganze Jahrzehnte hinweg vernachlässigt, was allmählich den oftmals kritischen Zustand einiger Objekte herbeigeführt hat. Eine teilweise Verbesserung dieses Zustandes kam erst unter den neuen wirtschaftlichen und vermögensrechtlichen Verhältnissen nach 1989 zu Stande.
Die moderne Architektur ist in Karlsbad durch das Sanatorium Thermal (1977) und die Sprudelkolonnade (1975) vertreten. Von den weiteren Bauwerken, die im Kurort in den vergangenen dreißig Jahren entstanden sind, seien z. B. der Kurhauskomplex in der Straße Kostelní ul. (Kirchgasse) (1978 - 1982), das Sanatorium Schweizer Hof (1971), das Sanatorium Sanssouci (1970), das Eisstadion (1983), das Haus der Jugend in Drahovice (1982), das Geschäftszentrum Perla (1986), das Sanatorium Bristol, sowie auch die neuen Gebäude der Tschechischen Sparkasse (1994)/und der Tschechischen Versicherung/1994) erwähnt. Eine umfangreiche Modernisierung erlebten die meisten Karlsbader Industriefirmen - das Porzellanwerk Moser, die anderen Porzellanwerke, die Likörfabrik Becherovka oder auch Kaolin von Sedlec. Es wurden auch zahlreiche neue Unternehmen eingerichtet
Nach 1990 wurde eine ganze Reihe von bedeutsamen historischen und Kurortobjekten kostenintensiv renoviert, rekonstruiert oder durch Repliken ersetzt (Marktkolonnade, Parkkolonnade, Posthof, Klein-Versailles, Grandhotel Pupp, Hotel Bristol, Hauptpost, Kurhotels Imperial, Schweizer Hof, Richmond, Felix-Zawojski-Haus, Mozart-Haus, Haus Peter, Mozart-Park, Aussichtsturm Karl IV., Hotel Aberg, Venus, Jean de Carro, Villa Ritter, Sirius, Kolonnade, Schlossbad, Schloss in Doubí usw.
Das Jahr 1989 wurde zum Beginn einer neuen hoffnungsvollen Ära der freien Entwicklung des Kurwesens, der Kultur, des Fremdenverkehrs und der unternehmerischen Aktivitäten im Tal des Kurortes am Zusammenfluss der Tepl und der Eger.

Der berühmteste tschechische Kurort Karlsbad ist heute ebenso wie in der Vergangenheit ein beliebter Ausflugsort für kranke und gesunde Menschen aus der ganzen Welt, womit die Stadt die Tradition fortsetzt, die bereits vor Jahrhunderten unter der Herrschaft des weisen Königs Karl IV. begonnen hatte. Der internationale Charakter von Karlsbad und das Renommee seiner Heilquellen lassen uns fest daran glauben, dass die Stadt der Heilquellen auch im 21. Jahrhundert neben Prag der bekannteste und am meisten besuchte Ort in der Tschechischen Republik bleibt.

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